die Entstehung

Wie das Bürgerfest des Bundespräsidenten entstand – Die Geschichte eines besonderen Festes der Demokratie

Das Bürgerfest des Bundespräsidenten ist heute ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland. Es ist ein Fest, das nicht nur Freude bereitet, sondern auch eine tiefere Bedeutung trägt: Es würdigt das ehrenamtliche Engagement und fördert den Dialog zwischen Bürgerinnen, Bürgern und dem höchsten Repräsentanten des Staates. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Idee? Was sind die Wurzeln dieses besonderen Ereignisses?

Die Entstehung des Bürgerfestes lässt sich auf die 1990er Jahre zurückführen. Deutschland befand sich damals in einem Prozess des Umbruchs. Die Wiedervereinigung lag erst wenige Jahre zurück, und viele gesellschaftliche Strukturen mussten sich neu finden. Gleichzeitig herrschte in Teilen der Bevölkerung eine gewisse Distanz zur Politik und zu staatlichen Institutionen. In dieser Zeit entwickelte sich bei Politik und Gesellschaft ein wachsendes Bedürfnis nach mehr Transparenz, Nähe und Beteiligung.

Der damalige Bundespräsident Roman Herzog erkannte die Bedeutung eines offenen Dialogs zwischen Bürgern und Staat. Er setzte sich dafür ein, das Schloss Bellevue, die Residenz des Bundespräsidenten in Berlin, nicht nur als symbolischen Ort der Macht zu verstehen, sondern als Begegnungsstätte zwischen den Menschen und ihrem Staatsoberhaupt. Die Idee war, die Tore des Schlosses für alle zu öffnen – zumindest an einem Tag im Jahr.

So wurde das erste Bürgerfest ins Leben gerufen. Anfangs noch in kleinerem Rahmen organisiert, stand es von Anfang an unter einem zentralen Leitgedanken: Die Anerkennung des freiwilligen Engagements in unserer Gesellschaft. Menschen, die sich in ihrer Freizeit für andere einsetzen, sollten eine Bühne erhalten – egal ob sie sich für Umwelt, Kultur, Bildung, soziale Projekte oder Sport engagieren. Das Fest bot ihnen die Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren, neue Mitstreiter zu gewinnen und den verdienten Dank zu erhalten.

Mit der Zeit wuchs das Fest – sowohl in seiner Dimension als auch in seiner gesellschaftlichen Bedeutung. Es wurde immer klarer, dass das Bürgerfest weit mehr ist als ein gemütliches Beisammensein: Es ist ein Symbol für eine gelebte Demokratie, in der jede*r eine Rolle spielt. Bundespräsidenten wie Johannes Rau, Horst Köhler, Joachim Gauck, Frank-Walter Steinmeier und andere führten die Tradition fort, entwickelten sie weiter und gaben dem Fest jeweils ihre persönliche Note.

Besonders unter Präsident Steinmeier wurde das Bürgerfest zu einem offenen Fest der Vielfalt und Solidarität. Mit dem Motto „Im WIR verbunden“ rückt das Engagement der Menschen in den Mittelpunkt – unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Hintergrund. Das Schloss Bellevue wird für zwei Tage zu einem Ort der Begegnung, des Austauschs und der Inspiration. Hier treffen Nachbarschaftsinitiativen auf Hightech-Startups, Künstlerinnen auf Umweltaktivistinnen, Schülerinnen auf Politikerinnen.

Heute zieht das Bürgerfest Tausende Besucher an und gilt als ein bedeutendes Zeichen dafür, dass Demokratie nicht von oben nach unten funktioniert, sondern von innen heraus – durch die Menschen, die sich einbringen, Verantwortung übernehmen und ihre Gesellschaft aktiv mitgestalten wollen. Das Fest schafft Räume für Dialog, Verständnis und neue Perspektiven. Und es erinnert uns jedes Jahr daran, dass unsere Gesellschaft nur so stark ist wie das Engagement ihrer Mitglieder.